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Lehrinhalte

15.10.2020, Repatriierungszeremonie zweier Toi moko, die sich in der Göttinger Ethnologischen Sammlungen befanden. Das Foto zeigt wie Hinemoana Baker und Te Arikirangi Mamaku-Ironside von der māorischen Delegation das schwarze Tuch abnehmen, mit dem die tūpuna (Ahnen) während der Zeremonie bedeckt waren (Foto: H. Haase)
Als sensible Objekte werden im Kontext von Sammlungen und Museen Objekte bezeichnet, die kulturell oder historisch als sensibel bewertet werden. Häufig handelt es sich dabei um Sammlungsgut, das mit secret/sacred-Bedeutungen belegt ist (siehe Lehreinheit 2), das menschliche Überreste enthält und/oder dessen Erwerbskontext von Gewalt und/oder Unrecht geprägt war (siehe Lehreinheit 4). Seit geraumer Zeit wird zunehmend das Recht von Museen diese Objekte aufzubewahren, auszustellen und an ihnen zu forschen in Frage gestellt. Seitdem wird darum gerungen einen richtigen Umgang mit sensiblen Objekten in Sammlungen und Museen zu finden. In dieser Arbeitseinheit wollen wir einen Einblick in die Komplexität von sensiblen Objekten in Sammlungskontexten anhand von Artefakten aus menschlichen Überresten gewinnen, die auch Teil der Göttinger Ethnologischen Sammlung sind.

Zunächst nähern wir uns dem Thema über Begriffsklärungen – was verstehen wir im Museumskontext unter ‚sensiblen Objekten‘ und ‚menschlichen Überresten‘? Dann werfen wir einen Blick auf vergangenen und gegenwärtigen Umgang mit menschlichen Überresten in unterschiedlichen Kontexten und skizzieren Entwicklungen auf internationaler Ebene seit den 1970er Jahren nach, die versuchen handlungsorientierende Rahmen für Museen und Staaten zu setzen, die sensible Objekte verwahren. Außerdem zeigen wir, dass die Komplexität der Frage nach dem richtigen Umgang mit sensiblen Objekten und speziell menschlichen Überresten auch maßgeblich durch die Perspektivenvielfalt jener gekennzeichnet ist, aus deren Gesellschaften das Sammlungsgut stammt. Anhand unterschiedlicher Fallbeispiele aus der Göttinger Sammlung und Reflexionsaufgaben wollen wir Sie für zentrale Fragen, Probleme und Arbeitsfelder zu sensiblen Objekten und menschlichen Überresten sensibilisieren.