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Lehrinhalte

In ihrer Rede zur Eröffnung der Ostspange des Humboldt Forum in Berlin vom 16. September 2022 betonte Kulturstaatsministerin Claudia Roth:
Ich weiß, diese Sammlungen haben durchaus nicht alle einen kolonialen Kontext. Aber dass gerade diese Exponate [mit kolonialem Kontext] im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen, ist nicht etwa ein unglücklicher Umstand. Es ist ein Erbe unserer Vergangenheit. Es ist wichtig und notwendig. Es fordert uns heraus. Was wir künftig in diesem Haus sehen werden, zwingt uns, uns zu diesem Erbe, zu unserer Geschichte zu verhalten. Umso mehr, weil wir nicht nur aufgefordert sind, uns unserer kolonialen Vergangenheit zu stellen, sondern auch ihrer Gegenwart.
Auch die gut 19.000 Objekte, die aktuell zum Bestand der Ethnologischen Sammlung der Universität Göttingen gehören, stammen aus sehr unterschiedlichen Erwerbskontexten. Teils wurden sie im Rahmen professioneller ethnologischer Forschungen erworben, teils von anderen Institutionen, im Kunsthandel oder auch von Privatpersonen angekauft, teils als Schenkungen der Sammlung übereignet. Allerdings befinden sich auch unter den Göttinger Beständen umfangreiche Konvolute, die aus kolonialen Kontexten stammen. 

In unseren Lehreinheiten 4 und 5, die in enger Verbindung zueinander stehen, sollen vor allem Sammlungsbestände aus kolonialen Kontexten in den Fokus gerückt werden. In Lehreinheit 4 werden zunächst kurze Beispiele für Erwerbs- oder Aneignungsformen zur Zeit des Deutschen Kaiserreichs skizziert. Zudem werden Begriffsklärungen vorgenommen. Im Anschluss wird auf Ansätze zur Provenienzforschung eingegangen. Des Weiteren folgen Einblicke in Richtlinien und Institutionen, die auf nationaler und internationaler Ebene zum Umgang mit problematischen Beständen etabliert worden sind. Zum Abschluss liefert eine Zusammenstellung von Passagen aus überregionalen Zeitungen und Online-Portalen einen Einblick in die umfassende Diskussion um den bestmöglichen Umgang mit den vorhandenen Gegenständen.