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Kamerabewegung

Wenn Sie sich die Kamera als Ihr Auge vorstellen, haben Sie verschiedene Möglichkeiten, Ihre Umgebung wahrzunehmen. Sie können fest auf einen Punkt blicken oder sich und Ihren Kopf bewegen.

Auf ähnliche Weise funktioniert das Filmen. Sie können die Kamera fest auf ein Objekt richten und eine Aufnahme starten oder die Kamera während einer Aufnahme fortbewegen oder schwenken sowie zoomen. Mit Fahrt und Schwenk können Sie etwas sich Bewegendes verfolgen oder sich einen Überblick verschaffen. Sie können auseinanderliegende Handlungen oder Objekte miteinander verknüpfen und die Aufmerksamkeit der Zuschauenden aktiv lenken. Den Lenkungseffekt erzielen Sie auch beim Zoom, wobei sich der Blick dabei in der Regel auf ein Objekt im Kontext seines Umfelds richtet. Wie im Abschnitt Dynamische Bilder bereits erwähnt, bringen Sie damit Dynamik in das Video und machen es damit im besten Fall interessanter.
Beim Schwenk dreht sich die Kamera horizontal von Punkt A zu Punkt B (horizontaler Schwenk) oder sie neigt sich auf einer vertikalen Achse von Punkt A zu Punkt B (vertikaler Schwenk). Ein Schwenk lässt sich mit einem Stativ gut umsetzen und ist eine einfach zu erlernende Technik.
Bei einer Kamerafahrt bewegt sich die Kamera auf ein Objekt zu bzw. entfernt sich davon oder bewegt sich mit dem Objekt (folgt, läuft vor, läuft parallel dazu). Kamerafahrten stellen eine fortgeschrittene Technik dar, für die entsprechende Ausrüstung notwendig ist und die zu Beginn vernachlässigt werden sollte. Mit einer guten internen Stabilisierung oder anderen Hilfsmitteln kann die Kamerafahrt jedoch bis zu einem gewissen Maße improvisiert werden. Auf einem ebenen Untergrund kann eine Person z.B. auf einem Skateboard fahren. Für kleinere Fahrten kann die Kamera auf einem Buch abgestellt werden, um sie ohne Wackeln über einen Tisch zu schieben. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, allerdings sollte die Bildqualität im Vordergrund stehen.
Der Zoom ist genau genommen keine Kamerabewegung. Die Kamera verweilt; lediglich der Bildausschnitt wechselt während der Aufnahme von einer Einstellungsgröße in eine andere. Von einer Totalen in eine Nahaufnahme wird herangezoomt (zoom in), in die andere Richtung wird herausgezoomt (zoom out). Im professionellen Kontext wird der Zoom selten eingesetzt, da er eine mit den Augen nicht umsetzbare Bewegung darstellt, die unnatürlich und technisch wirkt. Im Zuge der ersten Dreherfahrungen wird er erfahrungsgemäß eher zu häufig genutzt. Daher empfehlen wir, den Studierenden von der Anwendung abzuraten.
Schauen Sie sich die beiden Videos an, um die Umsetzung von Kamerabewegungen und ihre Auswirkung in der Praxis zu verstehen. Überlegen Sie, in welchen weiteren Szenarien diese Kamerabewegungen Anwendung finden können.
Der Fokus wird manuell von einer Tiefenebene in eine andere verschoben. Dadurch wird ein Objekt deutlich bzw. undeutlich. Diese Technik erzeugt bei Zuschauenden ein Gefühl von Dreidimensionalität (ähnlich wie bei einem bewussten Bildaufbau). Zusätzlich wird die Aufmerksamkeit der Zuschauenden bewusst auf einen Punkt gelenkt.
Diese Technik eignet sich also gut, um eine Geschichte zu erzählen und bestimmte Schwerpunkte zu setzen, allerdings verfügen nicht alle Kameras über einen manuellen Fokus und es braucht Übung, um sie gut umzusetzen.

Herausforderungen

Es stellen sich drei Herausforderungen, die mehr oder weniger für alle hier dargestellten Kamerabewegungen gelten.
  • Wie wackelfrei und gleichmäßig Kamerabewegungen durchgeführt werden, hängt sowohl vom Equipment als auch von der richtigen Handhabung ab. Die Bewegung selbst sollte stetig und nicht zu schnell erfolgen. Das bedarf einiger Übung, verbessert die Qualität aber ungemein.
  • Wie gezielt und sinnhaft Kamerabewegungen durchgeführt werden, hängt von der richtigen Wahl des Start- und Endpunkts der Einstellung ab. Das gilt insbesondere für Schwenk und Zoom. Start- und Endpunkt zeichnen sich dadurch aus, dass sie als Bild für sich genommen bereits stimmig sind (Beispiel: Ein Schwenk beginnt in einer Landschaft und endet bei einer Person, die durch diese Landschaft läuft). Dies erfordert in der Regel, sich einmal vorher zu überlegen und evtl. auszuprobieren, wie die Aufnahme durchgeführt werden kann.
  • Zu lange Zooms und Schwenks oder welche ohne definierten Start- und Endpunkt sind später kaum zu verwenden.
  • Es empfiehlt sich, vor dem Start und nach Ende noch einige Sekunden aufnehmen, um für den Schnitt genügend Material zu haben.
  • Wie alle Stilmittel sollten auch Kamerabewegungen immer bewusst angewandt werden, um sie mit Sinn zu erfüllen. Zum Beispiel kann ein Schwenk über eine Landschaft zu Beginn des Videos einen Überblick verschaffen, ein Heranzoomen kann ein Detail herausheben.
  • Anfängerinnen und Anfänger neigen manchmal dazu, sehr viele Kamerabewegungen aufzuzeichnen. Dies ermöglicht ihnen vermeintlich, in kurzer Zeit sehr viel verschiedene Motive einzufangen und sich nicht für wenige Motive entscheiden zu müssen. Kamerabewegungen sollten sich jedoch mit festen Aufnahmen ohne Bewegung abwechseln. Wir empfehlen, dass sie nicht mehr als ein Viertel der gesamten Aufnahmen ausmachen. Denn die Dynamik, die sie erzeugen, kann schnell unruhig und störend wirken.