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Bildaufbau

Die Wahl der Einstellungsgröße und Perspektive gibt Ihnen bereits großen Aufschluss über die Positionierung der Kamera. Weitere Gestaltungs- und Wirkungsoptionen ergeben sich aus der Bildaufteilung, der Positionierung von Objekten von Interesse im Bild, dem Zusammenspiel von Vorder- und Hintergrund und – damit verbunden – dem Verhältnis von Schärfe und Unschärfe sowie von Licht und Schatten.

Goldener Schnitt

Wird ein Objekt zentral positioniert, wirkt es wichtig. Seine Stellung wird gegenüber dem Hintergrund betont, während dieser an die Bildränder gedrängt wird. Die Bildwirkung ist statisch und auch etwas langweilig.
Eine Bildaufteilung bzw. Positionierung nach dem Goldenen Schnitt wird hingegen generell als interessanter und spannungsreicher empfunden. Zugleich lässt sich ein Objekt auf diese Weise harmonisch mit einem Teil des Hintergrundes im Bild arrangieren und in Beziehung setzen. Dies eröffnet weitere Gestaltungsoptionen.

Für eine Bildaufteilung im Goldenen Schnitt legen Sie gedanklich ein Gitter mit neun Kästen über das Bild und beachten Sie zwei Grundsätze:
  1. Objekte von Interesse decken 2 der 3 horizontalen und vertikalen Bereiche ab.
  2. Objekte von Interesse haben ihren Schwerpunkt auf den Schnittpunkten des gedachten Gitters.

Blickrichtung

Wenn die gefilmten Objekte entsprechend des Goldenen Schnitts angeordnet werden, ist die Orientierung innerhalb des Bildausschnitts wichtig. Generell schauen Personen in das Bild hinein, wenn sie an einem der beiden Bildränder positioniert werden. Fiele der Blick auf die andere (kürzere) Seite, würde der leere Raum der längeren Seite auffällig überbetont werden. Das betrifft insbesondere Situationen mit längeren Redebeiträgen (z.B. Interviews).
Im linken Beispiel ist der Kopf zwar im linken Drittel positioniert, aber mit der Neigung fällt der Blick auf die gegenüberliegende Seite.

Vorder- und Hintergrund

Auch wenn die Kamera selbst das Bild auf eine zweidimensionale Fläche projiziert, kann mit einem geschickten Bildaufbau ein Gefühl von Tiefe erzeugt werden.
Wird ein monotoner, facettenarmer Hintergrund ohne besondere Tiefenmerkmale gewählt, sammelt sich die komplette Aufmerksamkeit auf den Objekten im Vordergrund. Der Hintergrund hingegen wirkt flach und langweilig.
Wird der Blick hingegen auf einen tiefer werdenden facettenreichen Raum freigegeben, macht dies das Bild für Zuschauende interessanter. Je weiter der Hintergrund, desto mehr Tiefenebenen können darin erscheinen. Die Aufmerksamkeit der Zuschauenden lässt sich mit der Schärfentiefe gezielt auf die scharf gestellten Bildbereiche lenken. Auch hellere und dunklere Bereiche, Licht und Schatten sowie Kontraste können ein solches Arrangement bereichern.
Übung
Schauen Sie sich die beiden Beispielbilder an und überlegen Sie sich – bevor Sie die Bildbeschreibung lesen – welche Ebenen es gibt und wie diese zusammenspielen. Achten Sie dabei auch auf Schärfe und Unschärfe, Helligkeitsunterschiede und die Bildaufteilung. Wohin wird Ihr Blick gelenkt? Gibt es ein Objekt von Interesse?
Im Landschaftsbild (links) lassen sich gleich mehrere Tiefenebenen unterscheiden: der Himmel mit der Sonne, die Berge, die im Dunst unscharf erscheinen, das Gewässer als verbindendes Element zw. Vorder- und Hintergrund und der Uferbereich im Vordergrund, in dem sich die Bäumen kontrastreich gegenüber den anderen Ebenen abheben. Die Strahlen der Sonne und der über das Ufer hängende Baum zeichnen verschieden angewinkelte diagonale Linien, die das Bild auflockern. Der schräge Baum am Ufer mit der Bank hat zwar eine prominente Stellung, dominiert jedoch nicht das Bild.
Im Katzenbild lassen sich mit Vordergrund und Hintergrund nur zwei Ebenen unterscheiden. Im Vordergrund sitzt eine Katze, die gestochen scharf zu sehen ist. Sie ist etwa im Goldenen Schnitt positioniert und richtet ihren Blick zur offenen Bildhälfte. Der etwas dunkle Nadelbaum hinter ihr scheint zu verschmelzen mit dem weiter entfernt gelegenen grünen Hintergrund, der nach rechts hin zunehmend verschwommen erscheint. Der Blick wird hier durch die Schärfentiefe und die Monotonie des Hintergrunds ganz deutlich auf die Katze gelenkt.
Anders als Fotos halten Videoaufnahmen nicht einen Zeitpunkt fest, sondern einen Zeitabschnitt. Daher spielen Dynamik und Bewegung eine besondere Rolle, auf die auf der folgenden Seite eingegangen werden soll.